„Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.“
So begegnet uns das jährlich in der Weihnachtszeit (Zitat aus Matth 2,1-2).
Astronomen hat es seither interessiert, was für ein Naturphänomen sich hinter dem Stern von Bethlehem verbergen könnte.
Mit Sicherheit war es eine Erscheinung, die nicht alle Tage beobachtbar ist. Aus der fraglichen Zeit sind keine Kometen- sowie Novae-(neue Sterne) Beobachtungen bekannt. (Novae sind plötzlich hell aufleuchtende, sternähnliche Objekte in Himmelsregionen, in denen zuvor kein Stern beobachtet wurde.) Man glaubte daher, einen neuen Stern zu sehen. Experten sprechen heute von Explosionen alter Riesensterne, die einige Tage oder sogar Wochen am Himmel sichtbar sein können.
Am 10. Oktober 1604 leuchtete im Sternbild Schlangenträger ein „Neuer Stern“ auf, zu dessen Beobachtern auch der berühmte Astronom Johannes Kepler (Bild) zählte. Zuvor standen die beiden auffälligen Planeten Jupiter und Saturn sehr nahe beeinander am Himmel. Kepler kam dadurch auf die Idee, dass auch der „Weihnachtsstern“ durch eine nahe Zusammenkunft heller Planeten, eventuell unter Hinzutritt eines „Neuen Sterns“, zu erklären sei. In aufwändigen Berechnungen überprüfte er die Häufigkeit naher Begegnungen der großen Planeten. Kepler fand heraus, dass im Jahr 7 v.u.Z. eine mehrfache Begegnung der hellen Planeten Jupiter und Saturn stattfand. Unter dem Gesichtspunkt der babylonischen Astrologie deutet vieles darauf hin, dass diese sehr seltene (nur alle 854 Jahre) große Konjunktion der beiden Planeten im Sternbild der Fische, als Stern von Bethlehem zu deuten ist. (Konjunktion, Gleichschein – ist die besondere Stellung von zwei oder mehreren astronomischen Objekten (Sonne, Mond, Planeten und Sterne), von der Erde aus gesehen.) Der Planet Jupiter gilt als der Stern des Königs, der Planet Saturn ist der Stern der Juden und das Sternbild der Fische steht für das Land Palästina. Die Planetenkonjunktion beginnt mit der ersten Morgensichtbarkeit, dem heliakischen Aufgang, des Planeten Jupiter am 16. März im Jahr 7 v.u.Z., gefolgt durch den Frühaufgang des Planeten Saturn am 4. April gleichen Jahres. (Heliakischer Aufgang – Frühaufgang bezeichnet das erste Hervortreten eines Gestirns in der östlichen Morgendämmerung aus dem Bereich der Sonnenstrahlen nach der Zeit der Unsichtbarkeit.) Die jüdischen Gelehrten erwarteten auf Grund von astrologischen und zahlenmysthischen Spekulationen die Geburt eines neuen Königs der Juden. “Wir haben seinen Stern gesehen im Aufgang …“ ist der Hinweis auf die Beobachtung des heliakischen Aufgangs, welcher im astrologischen Sinn der Zeitpunkt der Geburt ist. Die zweite Engstellung von Jupiter und Saturn beobachteten sie am 15. September und nahmen sie zum Anlass für ihre etwa 900km lange, beschwerliche Reise nach Jerusalem.
Der Inhalt dieser Information ist in Auszügen aus dem Faltblatt, das als Sonderausgabe zum Jahreswechsel 2003/2004 in Zusammenarbeit mit den Görlitzer Sternfreunde e.V. – Förderverein Scultetus-Sternwarte, Görlitz, dem „Jesusbäcker“ Bäckerei Michael Tschirch und dem Förderverein zur Denkmalspflege für das Heilige Grab in Görlitz e. V. (Herausgeber) erschienen ist.
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